Welche Fähigkeiten braucht ein Graphic Recorder?

Graphic Recorder Recording Fähigkeiten

Graphic Recording ist inzwischen auch in Deutschland zu einer Visualisierungstechnik geworden, die aus dem Veranstaltungs- und Workshopkontext kaum noch wegzudenken ist. So ist es auch kein Wunder, dass immer mehr Zeichner und Illustratoren sich mit diesem speziellen Berufsfeld auseinandersetzen und überlegen, als freiberuflicher Graphic Recorder zu arbeiten. Was aber sind die nötigen Grundvoraussetzungen? Welche Fähigkeiten muss ein Graphic Recorder mitbringen, auf welche Gegebenheiten sich einstellen? Um diese Fragen zu beantworten, haben wir hier die wichtigsten Graphic Recording Fähigkeiten zusammengefasst.

Die Grundlagen: Bild, Schrift, Sprache

Als Allererstes sollte man natürlich zeichnen können. Dabei hilft einem allerdings detailverliebter Realismus beim Livezeichnen wenig weiter, entscheidender ist das schnelle zeichnerische Umsetzen erkennbarer Figuren, Objekte und Situationen. Jeden Perfektionismus sollte man dabei über Bord werfen können – sicherlich könnte man mit mehr Zeit und Aufwand „schönere“ Bilder zeichnen, aber darum geht es beim Graphic Recording eben gerade nicht. Neben dem Zeichnen von Bildelementen ist auch das Hinzufügen von Schrift und Textelementen ein wichtiger Baustein des visuellen Protokollierens. Das bedeutet, dass eine schnelle und saubere Handschrift beherrscht werden sollte, die auch für Außenstehende gut lesbar ist. Auch die richtige Rechtschreibung sollte am besten keine Schweißausbrüche auslösen, sondern sicher sitzen.

Da man als Graphic Recorder sehr häufig mit international ausgerichteten Unternehmen zu tun hat, ist es von großem Vorteil, der englischen Sprache mächtig zu sein – selbst bei Workshops, die im deutschen Raum stattfinden. Für internationale Aufträge ist natürlich auch jede andere Sprache ein Pluspunkt.

Talente für die konkrete Umsetzung

Während des Graphic Recordings ist dann auch ein gewisses Multitasking erforderlich. Man muss dem Vortrag (bzw. der Gruppendiskussion) aufmerksam und fokussiert zuhören, diesen nach Kernaussagen filtern und parallel im Kopf entsprechende Bilder entwickeln. Diese sollten dann inklusive der entsprechenden Schlagworte möglichst schnell aufs Papier (oder Tablet) gebracht werden, während man aber weiter dem Vortrag lauscht und weitere Motive plant. Es ist dabei sehr hilfreich, eine Art Bildlexikon im Kopf zu haben, dass für wiederkehrende Begrifflichkeiten bereits Motive und Metaphern bereithält. Zudem ist eine gute Allgemeinbildung nützlich und mithilfe eines ausgeprägten Abstraktionsvermögens lassen sich Zusammenhänge schneller bildlich erfassen. Wer außerdem Neugier und Interesse für fremde Fachthemen mitbringt, wird viel Freude daran haben, bei jeder Veranstaltung etwas Neues lernen zu können.

Das Auftreten als Graphic Recorder

Als Graphic Recorder wird man nicht nur für sein Zeichentalent gebucht, auch die menschliche Komponente spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Da sowohl in der Vorebereitung als auch während der Veranstaltungen viel be- und gesprochen wird, ist eine klare und freundliche Kommunikation sehr wichtig. Man sollte Absprachen machen und einhalten können und unbedingt pünktlich und zuverlässig sein. Selbst bei guten visuellen Ergebnissen wird der Kunde einen unzuverlässigen oder unsympathischen Graphic Recorder sicherlich nicht erneut buchen oder weiterempfehlen. Ein selbstbewusstes Auftreten gibt dem Kunden zudem das Gefühl, dass er es mit einem kompetenten Partner zu tun hat.

Trotz guter Absprachen sind Veranstaltungen meist komplex und nicht selten kommt es zu Verschiebungen und Planänderungen. Eine gewisse Flexibilität und Stressresistenz sind also unbedingt erforderlich. Desweiteren ist das Livezeichnen vor manchmal Hunderten von Führungskräften nichts für schwache Nerven. Es ist gut, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und mit Nervenstärke auch auf stressige Situationen zu reagieren.

Als Letztes ist noch zu erwähnen, dass der Beruf des Graphic Recorders zumeist nicht ortsgebunden ist, man also sehr häufig für Veranstaltungen außerhalb des eigenen Standortes gebucht wird. Reisebereitschaft für einen, manchmal auch mehrere Tage, ist demnach ebenfalls ein wichtiger Aspekt.

Man sieht an dieser Auflistung, dass die Arbeit als Graphic Recorder alles andere als anspruchslos ist. Wenn man aber bestimmte Fähigkeiten mitbringt und bereit ist, sich die anderen anzueignen, ist es ein wirklich ausgesprochen spannender und vielseitiger Job, bei dem man viel herumkommt, mit zahlreichen Unternehmen und Menschen aus allen Branchen zu tun hat, sich als Person weiterentwickelt und immer Neues lernt.

– von Renate –

About Renate Pommerening

Renate Pommerening ist eine norddeutsche Illustratorin und Graphic Recorderin. Seit einigen gemeinsamen Projekten mit Anna Penkner im Illustrationsstudium sind die beiden quasi unzertrennlich und so gründeten sie 2014 zusammen das Studio Designdoppel, in dem sie mit Doppelpower an Illustrationen, Animationen und Livevisualisierungen tüfteln. Als echte Hamburgerin isst Renate Pommerening am liebsten Franzbrötchen - wenn auch laut ihrer Kollegin falsch herum. Mit Fischbrötchen kann sie aber weniger anfangen.